Edwin der Barracudafischer

Ich liebäugele ja schon eine ganze Weile mit dem Gedanken, einen Reiseführer über Curacao zu schreiben, denn immer wieder können es unsere Gäste nicht glauben, dass es tatsächlich keinen aktuellen Reiseführer von Curacao geben soll. Neulich nun bog ich in den Caracasbaaiweg, der Verkehr floss so schön und es dachte so in mir:

„Es gibt garantiert solche Listen von den bedeutsamsten Menschen auf der Welt…. darunter wären dann vermutlich Persönlichkeiten wie Barack Obama…, Bill Gates….. oder Steve Jobs….“
Da passierte ich just den Platz, an dem Edwin seinen fangfrischen Fisch am Straßenrand verkauft und spontan kam mir die Idee, über Menschen von Curacao zu schreiben, die für MICH bedeutsam sind – wie Edwin, dem Barracuda-Fischer:

Edwin – sonniger Teint, verschmitztes Lausbubenlächeln, holländisch blond mit tiefblauen Augen und Fischer mit Leib und Seele. Wenn ich ihn mit seinem alten, roten Pickup kurz vor der Gasora-Tankstelle stehen sehe, gibt es nur eins: Rechts ran und raus, um den besten und frischesten Fisch zu ergattern! Bestehende Kochpläne des Tages werden kurzerhand über Bord geworfen, denn etwas Besseres als Edwins Fisch kann es nun mal nicht geben:

Schwertfisch, Schwarzflossenthunfischfilet (mein absoluter Favorit), Barracuda, Thunfisch, Red Snapper, Fliegende Fische. Edwin, das wandelnde Kochbuch, gibt Zubereitungstipps und immer ehrliche Antworten –  „Edwin, zijn de vliegende vissen lekker?“ und Edwin erklärt in väterlichem Ton: „Ja, hoor, heel lekker, maar ook heel vele visgraten…“ Nun Grätenfan war ich noch nie, da bleibe ich doch lieber bei meinem Schwarzflossenthunfisch, der so gar nicht nach Thunfisch schmeckt. So saftig, so aromatisch, dass ich ihn allein nur salze um den herrlichen Eigengeschmack zu erhalten. Edwin plaudert auf Papiamento wie ein Einheimischer, scherzt und spaßt mit seiner Kundschaft und klar: Kopf und Grätengerüst landet mit in meine Tüte – für den Kater, denn der ist ebenso ein Feinschmecker!

Wer also wie wir so gern sehr guten Fisch isst, wird bei Edwin garantiert fündig. Einziger Haken an der Sache:
Edwins „Öffnungszeiten“ – In den Sommermonaten kommt Edwin mir deshalb oftmals als eine Art Epiphanie vor.

Tagelang hält man dann manchmal vergebens nach ihm Ausschau. Es schwant einem, dass er seinen gesamten Fang bei dem besten Restaurant von Willemstad hat versilbern können und sein Fisch als exquisite Zutat auf den feinen Tellern des „Le Clochard“ gelandet sein wird. Tja, und natürlich ist sein Pickup-Platz verwaist, wenn sämtliche Außenbordkameraden an den Mann gebracht wurden. Ja und was kostet der Spaß? 10 Florin wanderten aus meinem Portemonnaie – gerade mal 2 Euro pro Filetseite… Wenn Ihr also eines guten Tages den Caracasbaaiweg hinunterfahrt und seinen grauen Wagen seht: Rechts ran, raus und her mit dem leckeren Fisch!

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